Kinokarten richtig archivieren: Materialien & Methoden

Alte Kinokarten sind mehr als Erinnerungen – sie sind historische Dokumente der Filmkultur. Um ihren Wert und ihre Aussagekraft langfristig zu erhalten, ist eine sachgerechte Archivierung entscheidend. Temperatur, Licht, Materialbeschaffenheit und Handhabung haben erheblichen Einfluss auf die Haltbarkeit dieser kleinen, oft unterschätzten Sammlerstücke. In diesem Beitrag erfährst du, wie du Kinotickets fachgerecht sicherst und systematisch organisierst.

Kinokarten vor Umwelteinflüssen schützen

Papier und thermosensitive Drucke reagieren empfindlich auf Umwelteinflüsse. Feuchtigkeit, starke Temperaturschwankungen oder UV-Strahlung beschleunigen Alterung, Verblassung und Materialversprödung. Die Lagerung sollte in einem trockenen, temperierten Raum ohne direkte Sonneneinstrahlung erfolgen. Optimal sind konstante Bedingungen bei etwa 18–21 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40–55 %.

Säurefreie Hüllen und Archivboxen

Für die Aufbewahrung empfiehlt sich die Nutzung säurefreier Materialien nach archivwissenschaftlichen Standards. Ideal sind:

  • säurefreie Klarsichthüllen (Polypropylen oder Polyester)
  • Archivmappen aus pH-neutralem Karton
  • spezielle Sammelalben mit Einlegeblättern
  • staubdichte Archivboxen mit Deckel

PVC-Hüllen oder einfache Kunststofftaschen mit Weichmachern sind ungeeignet, da sie chemisch mit dem Ticketmaterial reagieren und irreparable Schäden verursachen können.

Tipps zur Sortierung nach Datum oder Film

Die Sortierung der Sammlung sollte nicht nur ästhetisch, sondern auch dokumentarisch sinnvoll sein. Häufige Sortierkriterien sind:

  • nach Datum des Kinobesuchs (chronologisch)
  • nach Filmtitel (alphabetisch)
  • nach Kino oder Spielstätte
  • nach Genre oder Filmreihe
  • nach Gestaltung (z. B. Sonderdrucke, Premierenkarten)

Eine digitale Erfassung in Tabellenform (z. B. Excel, Airtable) mit Feldern für Datum, Film, Kino, Sitzplatz, Anmerkung und Zustand erleichtert den Überblick.

Materialkunde: Papier, Thermo, Kunststoff

Kinotickets bestehen aus unterschiedlichen Materialien:

  • Papierkarten (v. a. bis ca. 1995): oft robust, aber säurehaltig
  • Thermodruckkarten (ab ca. 2000): empfindlich gegen Licht und Hitze, Texte können verblassen
  • Kunststoffkarten (z. B. Festivalpässe): langlebig, aber knickanfällig
  • Hybridkarten mit Hologramm, Magnetstreifen oder QR-Code: technisch komplex, selten archiviert

Jedes Material erfordert angepasste Lagerbedingungen. Thermodruckkarten sollten z. B. niemals laminiert oder direktem Licht ausgesetzt werden.

Lichtschutz und Lagertemperatur

Licht – insbesondere UV-Strahlung – ist der größte Feind gedruckter Kinotickets. Selbst Raumlicht kann bei empfindlichen Thermodrucken innerhalb weniger Jahre zur Unlesbarkeit führen. Daher:

  • immer lichtgeschützt lagern (Archivbox, Schublade)
  • keine Aufbewahrung an Fenstern oder unter Leuchtmitteln
  • Ausstellung nur mit UV-geschütztem Glas oder Reprokopie

Auch Temperaturschwankungen sind zu vermeiden, da sie Papier verformen und Klebungen lösen können.

Vermeidung von Knicken und Rissen

Kinotickets sollten grundsätzlich flach gelagert werden. Rollen oder Falten kann zu bleibenden Verformungen führen. Vermeide:

  • zu enge Lagerung in Hüllen oder Alben
  • Pressung durch schwere Gegenstände
  • häufiges Herausnehmen ohne Stützhilfe

Empfindliche Karten kannst du zusätzlich zwischen zwei Kartonblättern stabilisieren, z. B. mit alterungsbeständigem Zwischenpapier.

Scan oder Kopie – sinnvoll zur Sicherung?

Die Digitalisierung ist eine empfehlenswerte Ergänzung zur physischen Sammlung. Hochauflösende Scans (mind. 300 dpi, ideal 600 dpi) erlauben:

  • Sichtung ohne physisches Handling
  • Sicherung bei Verlust oder Schaden
  • einfache Online-Präsentation oder Katalogisierung

Als Formate eignen sich TIFF oder PNG für die Archivierung, JPEG oder PDF für den Alltagsgebrauch. Wichtig: Die Scans sollten stets mit Metadaten versehen werden (Film, Jahr, Kino, evtl. QR-Code).

Aufbewahrung mit anderen Kinoobjekten

Kinokarten lassen sich auch zusammen mit Programmheften, Filmplakaten oder Pressefotos lagern – idealerweise im gemeinsamen Archivsystem. Wichtig ist die Trennung nach Materialarten, um chemische Reaktionen zu vermeiden. Passepartouts oder Archivumschläge können helfen, einzelne Tickets in einer Sammlung optisch hervorzuheben.

Was tun bei beschädigten Tickets?

Kleine Risse oder Knicke lassen sich durch flache Lagerung und ggf. konservatorisches Glätten mildern. Reparaturen mit Klebefilm sind unbedingt zu vermeiden. Bei wertvollen Tickets empfiehlt sich der Kontakt zu Papierrestaurator:innen, z. B. über Museen oder Facharchive. Stark beschädigte Tickets können gescannt und digital nachbearbeitet werden – allerdings immer unter Beibehaltung der Originaldatei.

Archivierungsfehler vermeiden

  • Vermeide PVC-Hüllen und Weichmacher
  • Setze keine Büroklammern, Klebestreifen oder Tackernadeln ein
  • Laminiere keine Tickets – das beschädigt Thermodrucke irreversibel
  • Lagere Tickets nicht in Küchen, Kellern oder auf Dachböden
  • Vermeide unnötiges Handling – immer mit sauberen Händen oder Handschuhen arbeiten

Quellen:

IADA – Internationale Arbeitsgemeinschaft der Archivare und Restauratoren
Österreichische Nationalbibliothek: Leitfaden zur Papierarchivierung
Fachartikel „Papier, Licht & Zeit“, Filmarchiv Austria
Sammlungsratgeber von CineGraph e.V.
ICCROM Guidelines for Preventive Conservation

 

Zurück zum Blog