Lobby Cards vs. Filmstills: Was ist der Unterschied?
Ob in Vitrinen, Kinolobbys oder Sammlungen: Lobby Cards und Filmstills zählen zu den klassischsten Materialien der Kinowerbung. Sie zeigen ikonische Szenen, Schauspielerporträts oder Stimmungsbilder eines Films – und werden oft verwechselt. Doch es gibt klare Unterschiede in Format, Verwendung und Herkunft. Dieser Beitrag erklärt die wichtigsten Merkmale und gibt einen Einblick in ihre Bedeutung für Sammler.
Lobby Cards und Filmstills definieren
Lobby Cards sind gedruckte Szenenbilder, die speziell für den Aushang im Kinofoyer produziert wurden. Sie waren Teil offizieller Werbematerialien eines Films, meist in Sets zu 8 oder 12 Karten.
Filmstills (Standfotos) hingegen sind Fotos, die während oder nach der Dreharbeiten entstanden – zur Pressearbeit, Archivierung oder internen Dokumentation. Sie waren nicht primär für den Kinobetrieb gedacht, sondern für Medien, Sammler oder Studios.
Größe, Material und Drucktechnik im Vergleich
Merkmal |
Lobby Cards |
Filmstills |
Format |
ca. 28×36 cm (US), DIN A4-A3 |
meist 20×25 cm oder kleiner |
Material |
Kartonähnlich, farbig bedruckt |
Fotopapier (glänzend/matt) |
Drucktechnik |
Offset- oder Lithodruck |
Silbergelatine, später Inkjet |
Farbigkeit |
meist farbig (ab 50er-Jahre) |
oft schwarz-weiß |
Rückseite |
oft leer oder gestempelt |
häufig Beschriftung, Code, Vermerk |
Herkunft und Verwendung im Kino
Lobby Cards wurden ab den 1910er-Jahren in Kinos ausgehängt – meist in Vitrinen oder Schaukästen neben dem Eingang. Sie dienten der visuellen Ankündigung eines Films und ersetzten das bewegte Bild durch „Schlüsselszenen“. Studios lieferten sie im Set zusammen mit Plakaten, Pressematerial und Programmheften an die Kinos.
Filmstills wurden hingegen an Presse, Zeitschriften oder Kataloge weitergegeben – oder dienten der hausinternen Dokumentation. Ihre Verwendung war vielfältiger, aber nie explizit für die Lobby gedacht.
Beliebte Szenenarten auf Lobby Cards
Ein Lobby Card Set umfasste typischerweise:
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Hauptdarsteller in dramatischer Szene
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Liebesszene oder emotionaler Moment
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Actionszene oder Verfolgung
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Bild mit zentralem Gegenspieler
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Ensemble- oder Kulissenaufnahme
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Komödiantischer Moment oder Pointenbild
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Close-ups für Starwirkung
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Logo-Card mit Titelmotiv
Oft wurde versucht, die Atmosphäre des Films in der Vielfalt der Karten abzubilden.
Unterschiede zwischen Ländern
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In den USA dominierten farbige Lobby Cards im Format 11×14 inch, oft mit Filmrand und Studiologo.
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In Deutschland spricht man von Aushangfotos, meist in A4 oder A3, oft mit deutschem Verleihtitel.
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Frankreich bevorzugte künstlerisch gestaltete Szenenfotos, manchmal mit separater Typografie.
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In Japan sind „Bromide Cards“ oder „Mini Posters“ verbreitet – oft auf dünnem Papier, detailreich bedruckt.
Die Gestaltung folgt landesspezifischen Sehgewohnheiten und Vermarktungsstrategien.
Besondere Formate (z. B. Aushangfotos)
Deutsche Aushangfotos sind funktional den Lobby Cards gleichzusetzen, unterscheiden sich aber oft im Stil:
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Meist schwarz-weiß, später farbig
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Oft mit deutschem Textaufdruck oder Titelbalken
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Format DIN A4, manchmal mit Lochung oder Rahmenfalz
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Ausgeliefert als Set zu 8–12 Fotos mit Nummerierung
Bei großen Produktionen existieren zusätzlich Sonderformate, etwa Titelfotos, Panorama-Fotos oder Jubiläumskarten.
Warum sie begehrt bei Sammlern sind
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Authentizität: Zeitdokumente der Kinokultur
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Ästhetik: ikonische Szenen, seltene Perspektiven
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Seltenheit: viele Sets wurden nach Filmende entsorgt
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Filmbezug: visuelle Ergänzung zu Plakat und Programm
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Investmentpotenzial: je nach Titel & Zustand mit Wertsteigerung
Besonders gesucht sind Lobby Cards zu Kultfilmen, Originalfassungen, nicht mehr existierenden Kopien oder frühen Farbdrucken.
Woher stammen Originale?
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Archivauflösungen oder Kinoauflösungen
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Privatsammlungen von Kinobetreibern
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Antiquariate und Filmauktionen
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Online-Plattformen wie eBay, Catawiki, Filmundo
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Fachbörsen, z. B. Cine Collectors Convention
Tipp: Beim Kauf auf Stempel, Seriennummer, Rückseitendruck und Papierqualität achten – viele Reproduktionen sind im Umlauf.
Kennzeichnung und Identifikation
Original-Lobby-Cards lassen sich oft an folgenden Merkmalen erkennen:
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Seriennummer oder Set-Kennung (z. B. „5/8“)
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Filmproduktionsfirma & Verleiherlogo
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Originaltitel oder länderspezifischer Titelaufdruck
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Herstellungsjahr (gedruckt oder gestempelt)
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Hinweise auf Produktionsland oder Zensur
Eine Rückseite mit Lichtbildnummer, Archivvermerk oder Kinostempel erhöht die Echtheitschance.
Wertfaktoren bei Lobby Cards
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Film: Bekanntheit, Kultstatus, Relevanz
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Zustand: Knicke, Risse, Lichtschäden senken den Wert
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Seltenheit: Anzahl erhalten gebliebener Sets
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Motiv: Szene mit Hauptdarsteller oder ikonischem Moment
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Vollständigkeit: Set oder Einzelfoto
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Besonderheiten: Festival-Edition, Pressekarte, Sonderformat
Einzelkarten seltener Filme erzielen Preise zwischen 30 € und mehreren hundert Euro – ganze Sets entsprechend mehr.
Quellen:
Filmarchiv Austria: Sammlung Aushangmaterialien
Deutsche Kinemathek Berlin: Lobby Cards & Werbemittel
CineGraph Hamburg: Dossier Kinowerbung
MovieMaterial.com – Onlinearchiv für Aushangfotos
Heritage Auctions: Auktionsarchiv „Movie Memorabilia“