Wie man echte Filmfotos erkennt – und Fälschungen vermeidet

Originale Filmfotos sind ein begehrtes Sammelgebiet – nicht nur wegen ihrer ästhetischen Qualität, sondern auch aufgrund ihrer historischen und dokumentarischen Bedeutung. Doch der Markt ist unübersichtlich: Viele Reproduktionen und Nachdrucke zirkulieren ohne klare Kennzeichnung. Wer sicher gehen will, sollte wissen, woran sich ein authentisches Filmfoto erkennen lässt – und worin es sich von Fälschungen oder modernen Reprints unterscheidet.

Merkmale echter Filmfotos

Ein originales Filmfoto (auch Standfoto, Production Still oder Pressefoto genannt) zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:

  • Fotochemische Entwicklung (kein Druckbild)
  • Silbergelatine-Oberfläche (glänzend oder matt)
  • Studio- oder Verleihvermerk auf der Rückseite
  • zeittypische Formate (meist 18×24 cm, 20×25 cm)
  • kein gerasterter Druck (anders als bei Magazinausschnitten)

Viele Originale zeigen auch Produktionscodes, Archivnummern oder Bearbeitungsvermerke – ein zusätzlicher Hinweis auf Authentizität.

Papierqualität und Altersspuren

Originale aus der Zeit vor den 1980ern wurden auf speziellem Fotopapier belichtet, oft mit geprägtem Rückseitenlogo (z. B. „AGFA“, „Kodak“, „Ilford“). Merkmale, die auf ein echtes Foto hindeuten:

  • Papierstruktur: dick, faserhaltig, leicht gewölbt
  • Randverfärbungen oder Fingerspuren durch jahrzehntelange Lagerung
  • leichte Knicke oder Druckstellen bei häufig genutzten Archivfotos
  • kein Papierabrieb durch Druckwalzen (anders als bei Digitaldruck)

Achtung: Neu gedruckte Fotos auf mattem Inkjet-Papier sind oft täuschend ähnlich – aber bei genauem Blick unterscheidbar.

Druckverfahren und Entwicklungsmerkmale

Originale wurden mit Silbergelatine-Verfahren entwickelt – ein analoges Fotolaborverfahren. Typische Anzeichen:

  • Lichtreflexe im Bild bei Kippung unter Licht
  • homogene Tiefen in Schwarz- und Grauwerten
  • keine Rasterpunkte (anders als bei Offsetdruck oder Digitalprint)
  • Glanzunterschiede bei Fingerabdrücken oder Lagerung

Ein mit der Lupe sichtbares Raster oder eine Pixelstruktur weist klar auf einen Reprint hin.

Kennzeichnung durch Studios

Viele Studios und Verleiher kennzeichneten ihre Originalfotos mit:

  • Stempelaufdruck (Name des Films, Produktionsjahr, Copyright)
  • Maschinenschrift auf der Rückseite
  • Szenennummern, Motivnummern oder Archivcodes
  • Trockensiegel (Blindprägung), v. a. bei internationalen Verleihern
  • Beschnittmarken oder Beschnittvermerke bei Redaktionsabzügen

Fehlen diese Hinweise vollständig, ist besondere Vorsicht geboten – vor allem bei populären Motiven.

Was sind Reproduktionen?

Reproduktionen sind nachträgliche Drucke von ursprünglich analogen Bildern – meist auf heutiger Drucktechnik produziert. Sie sind nicht per se wertlos, aber deutlich weniger gefragt. Typische Merkmale:

  • gedruckte Rückseiten mit Shop- oder Websitevermerken
  • uniformer Digitaldruck auf Glanzpapier
  • feine Rasterstruktur sichtbar mit Lupe
  • keine Produktionshinweise, Seriennummern oder Alterungsspuren

Einige Anbieter kennzeichnen Reproduktionen offen, andere nicht – was sie für unerfahrene Käufer riskant macht.

Fälschungen erkennen mit Lupenblick

Ein Klassiker unter den Prüfmethoden ist die Lupe (10x bis 20x Vergrößerung):

  • Raster sichtbar? → Druckprodukt
  • Papier durchleuchten: strukturlose Oberfläche spricht für Neudruck
  • Verwaschene Details oder Unschärfen? → Scanreproduktion
  • Rückseitendruck? → echtes Fotopapier hat oft eingeprägte Marken

Auch UV-Licht kann helfen: Echtes Silbergelatinepapier fluoresziert meist nicht – moderne Drucke hingegen oft schon.

Hilfreiche Tools zur Echtheitsprüfung

  • Lupen mit Beleuchtung (10x–20x)
  • UV-Lampe zur Fluoreszenzprüfung
  • Papierstärkenmesser
  • Digitale Mikroskope (z. B. USB-Modelle)
  • Vergleich mit zertifizierten Originalen aus Archiven oder Sammlungen

Wer regelmäßig einkauft, sollte ein eigenes Prüfset besitzen.

Originalfotos datieren und zuordnen

Zur zeitlichen Einordnung helfen:

  • Filmveröffentlichung (Jahr, Land, Verleihstart)
  • Kostüm, Technik, Schauspieleralter
  • Verleiher- oder Studiohinweise auf dem Foto
  • Produktionscodes und Seriennummern
  • Vergleich mit katalogisierten Sammlungen (z. B. in Filmarchiven)

Ein Abgleich mit erhaltenen Presseheften oder Lobby Cards kann zusätzliche Hinweise liefern.

Was macht ein Motiv besonders wertvoll?

Nicht jedes Originalfoto hat automatisch hohen Sammlerwert. Entscheidend sind:

  • Filmstatus (Kult, Klassiker, Festivalfilm)
  • Darsteller im Bild (Hauptrolle, Regie, historisch bedeutsam)
  • Seltenheit des Motivs (nicht veröffentlichte Szene, geschnittener Filmteil)
  • Zustand (knickfrei, fleckenfrei, unbeschnitten)
  • Kontext (z. B. Festivalfoto mit Stempel oder historische Presseverwendung)

Motiv, Herkunft und Qualität entscheiden – nicht allein das Alter.

Ankauf nur bei vertrauenswürdigen Quellen

Um Reproduktionen und Fälschungen zu vermeiden:

  • Nur bei spezialisierten Händlern, Auktionshäusern oder Sammlerbörsen kaufen
  • Nachfragen zur Herkunft und Echtheit
  • Kaufbelege aufbewahren (für Weiterverkauf oder Versicherung)
  • Besondere Vorsicht bei Internetauktionen ohne Rückgaberecht

Wer Originale verkauft, sollte Echtheitsmerkmale dokumentieren – ideal mit Rückseitenfotos und Detailansicht.

Quellen:

Deutsche Kinemathek: Sammlung Originalfotos & Standbilder
Bundesarchiv-Filmarchiv: Leitfaden zur Fotobestimmung
Filmarchiv Austria: Sammlungsstandards
CineGraph: Fachartikel „Original oder Repro?“
Interviews mit Fotoarchivaren und Filmsammlern (2020–2024)


 

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