Original oder Reprint? So unterscheidest du echte Kinoplakate
Originale Kinoplakate sind nicht nur visuelle Zeitzeugen der Filmgeschichte, sondern auch begehrte Sammlerstücke mit hohem kulturhistorischen Wert. Ihre Unterscheidung von Reprints, also Nachdrucken oder Reproduktionen, erfordert präzises Fachwissen. Für Sammler, Händler und Institutionen ist die korrekte Identifikation essentiell – sowohl zur Vermeidung von Fälschungen als auch zur realistischen Einschätzung des Marktwerts.
Was ist ein Reprint – und was ein Original?
Ein Originalplakat stammt aus dem ursprünglichen Produktionszeitraum eines Films und wurde meist für den tatsächlichen Kinoeinsatz gefertigt. Solche Plakate entstanden in direkter Verbindung zur Filmveröffentlichung und tragen typischerweise Verleihvermerke, Druckverweise oder Kinostempel.
Reprints hingegen sind spätere Drucke, die nicht für den Kinoeinsatz bestimmt waren. Sie dienen dekorativen Zwecken oder wurden als Fanartikel produziert. Auch lizenzierte Reproduktionen sind im Sammlerkontext keine Originale, da sie keine unmittelbare Verbindung zur Erstaufführung besitzen.
Drucktechniken im Vergleich
Die verwendete Drucktechnik ist ein zentrales Unterscheidungsmerkmal. Bis in die 1970er-Jahre waren Steindruck (Lithografie) und Siebdruck verbreitet, erkennbar an geringfügigen Farbabweichungen, unregelmäßiger Rasterung und leichten Passerdifferenzen.
Ab den 1980er-Jahren wurde der Offsetdruck zum Standard, wobei Reprints und moderne Dekodrucke fast ausschließlich im Digitaldruckverfahren produziert wurden. Diese zeigen durchgängig gleichmäßige Farbflächen, keinerlei Registerversatz und eine deutlich modernere Druckstruktur.
Papierqualität und Altersspuren erkennen
Originalplakate wurden meist auf ungestrichenem, dünnem Papier gedruckt, das im Laufe der Jahrzehnte typische Alterungsmerkmale wie Faltungen, Knicke, Verfärbungen oder Randabrieb aufweist.
Reprints hingegen sind oft auf dickerem, beschichtetem Papier mit glatter Oberfläche und hoher Lichtbeständigkeit produziert. Die Abwesenheit von Gebrauchsspuren bei angeblich alten Plakaten ist ein starkes Indiz für eine spätere Herstellung.
Stempel, Logos und Copyright-Vermerke
Originalplakate enthalten fast immer produktionstypische Vermerke: Filmverleihangaben, Produktionsjahr, Copyright-Zeichen, Druckereivermerke oder Kinostempel.
Insbesondere bei US-One-Sheet-Postern finden sich am unteren Rand eindeutige Codes und Verweise auf Verleih und Druck. Das Fehlen solcher Angaben oder deren nachträgliche digitale Reproduktion ist ein klares Indiz für einen Reprint.
Verbreitete Fälschungsmerkmale bei Filmplakaten
Fälschungen oder nicht deklarierte Reprints erkennt man an:
- ungewöhnlich intensiver Farbgebung bei älteren Motiven
- falschen Formaten oder Papiergrößen
- modernen Schrifttypen oder Logos
- fehlenden Alterungsspuren trotz vermeintlich hohen Alters
- fehlenden Druckvermerken oder unplausibler Typografie
Häufig werden auch Reproduktionen künstlich gealtert – mit aufgetragenem Gilb oder künstlich beschädigten Ecken – was sich bei genauer Betrachtung aber als unnatürlich entpuppt.
Hilfreiche Datenbanken zur Posteridentifikation
Für die Verifikation von Originalplakaten bieten sich internationale Spezialdatenbanken und Archivquellen an. Zu den bedeutendsten zählen:
- Heritage Auctions Poster Archives
- Ciné-Ressources (Cinémathèque Française, Paris)
- MovieposterDB
- Österreichisches Filmmuseum Wien
- Kataloge wie Reel Art oder British Film Posters (BFI)
Diese bieten Informationen zu Formaten, Druckvarianten, Künstlern und offiziellen Ausgabedaten.
Wie hilft das Filmjahr bei der Einordnung?
Das Filmjahr gibt einen wesentlichen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung. Ein Poster zu einem Film von 1962, das auf Hochglanzpapier im Digitaldruckverfahren vorliegt, ist mit Sicherheit ein Reprint.
Auch stilistische Merkmale – Typografie, Layout, Farbwahl – lassen sich bestimmten Jahrzehnten zuordnen. Bei Reissues (Wiederaufführungen) ist es wichtig zu prüfen, ob es sich um authentische Nachdrucke aus dem Kinoeinsatz oder um spätere Reproduktionen handelt.
Preisunterschiede zwischen Originalen und Reprints
Originalplakate mit belegter Herkunft und gutem Erhaltungszustand erreichen auf dem Sammlermarkt Preise zwischen 200 € und mehreren tausend Euro, je nach Titel, Künstler und Auflage.
Reprints hingegen sind in der Regel rein dekorativ und haben – auch bei guter Ausführung – selten einen Marktwert über 30 bis 50 €. Die Differenz resultiert nicht nur aus dem Alter, sondern auch aus der historischen Relevanz und der dokumentierten Provenienz.
Zertifikate und Händlernachweise
Beim Kauf hochpreisiger Plakate ist eine lückenlose Dokumentation entscheidend. Auktionshäuser wie Christie’s, Bonhams oder Heritage bieten geprüfte Zertifikate an.
Auch spezialisierte Filmplakatgalerien geben zu ihren Objekten Herkunftsnachweise, Angaben zu Druckjahr, Technik und Zustand. Bei Privatverkäufen ohne schriftliche Bestätigung oder Fotobelege ist erhöhte Vorsicht geboten.
Originalplakate sicher kaufen – worauf achten?
- Kaufe nur bei spezialisierten Händlern oder zertifizierten Auktionsplattformen
- Verlange aussagekräftige Detailfotos und Beschreibung
- Achte auf Faltspuren, Papierstruktur und originale Vermerke
- Prüfe Format und Drucktechnik anhand bekannter Vergleichsobjekte
-
Frage nach Zertifikaten oder nachweisbarer Herkunft
Quellen:
Sim Branaghan: British Film Posters (BFI Publishing)
Richard Allen: Reel Art – Great Posters from the Golden Age of the Silver Screen
Heritage Auctions Poster Archive
Ciné-Ressources – Bibliothèque du Film, Paris
Archivmaterial: Österreichisches Filmmuseum, Wien