Wie erkenne ich den Wert alter Filmposter?

Der Wert eines Filmposters bemisst sich nicht allein an Alter oder Motiv. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel aus Auflage, Zustand, Originalität und filmhistorischer Relevanz. Für Sammler und Kenner ist die präzise Bewertung essentiell – nicht nur als Investition, sondern auch zur historischen Einordnung. Der folgende Artikel bietet eine systematische und sachlich fundierte Analyse der maßgeblichen Kriterien.

Was macht ein Filmposter wertvoll?

Ein Filmposter gewinnt an Wert durch seine Nähe zur ursprünglichen Kinoverwendung. Originalplakate, die im Kino als Werbemittel genutzt wurden, sind deutlich höher einzustufen als spätere Nachdrucke oder Fanartikel. Entscheidend ist zudem die gestalterische Qualität: Entwürfe namhafter Künstler oder Studios – etwa Saul Bass oder Hans Hillmann – erzielen regelmäßig hohe Sammlerpreise.

Kriterien zur Bewertung von Filmplakaten

Die Bewertung erfolgt anhand folgender Hauptkriterien:

Originalität: Nur Erstauflagen oder authentische Kinoplakate gelten als sammelwürdig.

Zustand: Falten, Risse, Verfärbungen oder Restaurierungen mindern den Wert signifikant.

Format: Standardgrößen wie DIN A1 (Deutschland) oder „One Sheet“ (USA) sind bevorzugt.

Drucktechnik: Lithografie, Offsetdruck oder Siebdruck – jede Technik besitzt ein eigenes Marktprofil.

Verwendungsnachweis: Stempel, Verleihvermerke oder Kinobezug erhöhen die Authentizität.

Seltenheit und Auflage: Einfluss auf den Sammlerwert

Je niedriger die ursprüngliche Auflage und je seltener ein Exemplar heute verfügbar ist, desto höher sein Marktwert. Limitierte Auflagen zu Festivalpremieren oder regionalen Erstaufführungen können trotz geringerer Bekanntheit im Sammlermarkt hohe Preise erzielen. Besonders bei Plakaten zu Nischenfilmen oder B-Movies besteht oft eine hohe Nachfrage bei begrenztem Angebot.

Unterschiede zwischen Original und Nachdruck

Echte Kinoplakate wurden zeitgleich zum Filmstart produziert. Nachdrucke – ob lizenziert oder nicht – erkennt man an:

  • abweichender Papierqualität (oft glänzender oder maschinenglatt),
  • fehlender Verleih- oder Produktionshinweise,
  • Änderungen in Farbe, Format oder Beschriftung,
  • späteren Druckjahren oder fremdsprachiger Typografie.

Sammler meiden i. d. R. Reproduktionen ohne klaren Herkunftsnachweis.

Wichtige Erhaltungsgrade bei Filmpostern

Im Sammlermarkt haben sich folgende Klassifikationen etabliert:

  • Mint / Near Mint: Ohne sichtbare Gebrauchsspuren – extrem selten.
  • Very Fine: Minimale Faltungen, keine Risse, leichte Alterungsspuren.
  • Fine / Good: Gebrauchsspuren erkennbar, kleinere Defekte.
  • Fair / Poor: Beschädigt, aber erhaltenswert bei extremer Seltenheit.

Professionelle Restaurierung kann den Zustand verbessern, mindert jedoch oft den Originalitätswert.

Marktentwicklung und Wertsteigerung von Postern

Insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten sind Filmposter als Anlageklasse zunehmend relevant. Während Klassiker wie Casablanca oder Metropolis historische Höchstpreise erzielen, rücken auch neuere Titel – z. B. Pulp Fiction oder Trainspotting – in den Fokus. Faktoren wie Regiewertschätzung, stilprägendes Design oder popkultureller Status beeinflussen die Preisentwicklung nachhaltig.

Wie beeinflusst der Film den Posterwert?

Ein Plakat zu einem Film mit Kultstatus, filmhistorischer Bedeutung oder ikonischer Bildsprache ist besonders gefragt. Oscar-gekrönte Filme, Werke einflussreicher Regisseure oder Genreprägenden Produktionen (z.B. Blade Runner, La Dolce Vita) spiegeln sich direkt im Posterpreis wider. Auch Filme mit Skandalwirkung oder verbotenen Motiven (z. B. Zensurplakate) erreichen Sonderwerte.

Künstlerische Gestaltung und Kultfaktor

Design, Typografie, Farbwahl und Bildkomposition spielen eine entscheidende Rolle. Arbeiten berühmter Grafikdesigner – etwa Paul Rand, René Ferracci oder Hans Hillmann – sind eigenständige Kunstobjekte. Auch stark stilisierte Entwürfe aus Osteuropa, Japan oder Frankreich sind unter Sammlern besonders begehrt.

Filmposter als Investment

Die Kombination aus Kulturwert und begrenzter Verfügbarkeit macht originale Filmposter zu interessanten Sammlerstücken mit Investitionspotenzial. Wichtig ist eine lückenlose Provenienz und die Einordnung des Stücks in seine filmgeschichtliche Epoche. Marktkenntnis, Geduld und sachgerechte Lagerung sind Voraussetzungen für langfristigen Werterhalt.

Tipps zum sicheren Posterkauf

  • Bevorzuge etablierte Auktionshäuser oder spezialisierte Galerien.
  • Achte auf Zertifikate oder Herkunftsnachweise.
  • Vermeide Käufe ohne präzise Zustandsbeschreibung.
  • Bei Onlinekäufen: Detailfotos und Rückgaberecht einfordern.
  • Lagerung stets gerollt oder flach, lichtgeschützt, trocken.

Quellen:

Sim Branaghan: British Film Posters – An Illustrated History (BFI Publishing)
Richard Allen & Bruce Hershenson: Reel Art: Great Posters from the Golden Age of the Silver Screen
Archiv des Deutschen Filmmuseums Frankfurt
Heritage Auctions Filmposter-Kataloge

 

Zurück zum Blog