Filmzeitschriften erhalten & restaurieren – ein Leitfaden

Alte Filmzeitschriften sind Zeitdokumente der Kinokultur – voll mit Kritiken, Postern, Leserbriefen und visuellen Eindrücken vergangener Jahrzehnte. Doch viele dieser Hefte sind durch Alter, Lagerung oder Gebrauch beschädigt. Wer eine Sammlung bewahren oder sie sogar öffentlich präsentieren will, sollte sich mit der fachgerechten Pflege und Restaurierung vertraut machen. Dieser Leitfaden zeigt, was erlaubt, sinnvoll und langfristig erhaltend ist.

Warum Restaurierung lohnenswert ist

Filmzeitschriften sind nicht nur für Sammler von Wert, sondern auch für Archivare, Historiker:innen und Designer:innen. Sie bieten Einblicke in vergangene Medienästhetik, Filmrezeption und Gesellschaftsbilder. Durch fachgerechte Erhaltung lassen sich seltene Ausgaben für kommende Generationen sichern – ob für Forschung, Ausstellung oder private Sammlung. Auch der ideelle Wert – z. B. durch persönliche Erinnerungen – spricht für eine Restaurierung.

Schäden an alten Filmzeitschriften erkennen

Typische Schäden an Filmzeitschriften umfassen:

  • Papierbrüche an Falz- und Hefträndern
  • Knicke, Risse und Einrisse durch häufiges Blättern
  • Verfärbungen durch UV-Licht oder säurehaltige Materialien
  • Wellungen oder Stockflecken durch Feuchtigkeit
  • Ausbleichung bei Thermodruck-Elementen
  • Lockere oder fehlende Posterbeilagen

Eine erste Sichtung hilft, den Restaurierungsbedarf zu priorisieren: Substanzsicherung vor kosmetischer Korrektur.

Papierpflege und Lagerung

  • Lagerort: trocken, lichtgeschützt, konstant temperiert (18–21 °C)
  • Aufbewahrung: säurefreie Archivboxen oder Mappen
  • Kontaktvermeidung: kein direkter Kontakt mit PVC, Metallklammern oder Weichplastik
  • Trennblätter: aus säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (z. B. Japanpapier)

Bei brüchigem Papier empfiehlt sich die flache Lagerung. Hefte mit geknickten Ecken oder losem Rücken nicht übereinanderstapeln.

Digitalisierung als Ergänzung

Das Scannen alter Ausgaben hilft:

  • Inhalte zu sichern
  • Recherchen zu erleichtern
  • Digitalkopien für Ausstellung oder Weitergabe zu nutzen

Empfohlen: 300–600 dpi, farbecht, TIFF oder PNG-Format. Die Digitalisierung ersetzt aber nicht die materielle Präsenz des Originals – insbesondere bei Haptik, Geruch und Bindung. Wichtig: Immer mit Dokumentation und Metadaten (Titel, Jahr, Ausgabe, Herkunft) archivieren.

Scans vs. Originale: Was ist wertvoller?

Für Sammler und Museen zählt in erster Linie das Original – insbesondere in vollständigem, gutem Zustand mit Beilagen. Scans sind jedoch unverzichtbar für Forschung, digitale Kataloge und Publikationen. Der ideelle Sammlerwert sinkt bei rein digitalisierten Beständen, während der wissenschaftliche Nutzwert steigt. Optimal ist die Kombination: Original bewahren, Scan nutzen.

Archivboxen & Schutzfolien

Empfohlene Materialien:

  • Archivboxen aus pH-neutralem Karton
  • Umschläge aus Pergaminpapier oder Polypropylen (PP)
  • Hüllen mit rückseitiger Öffnung zur einfachen Entnahme
  • Sammelalben nur mit säurefreien Einlegern

Nicht geeignet: Schnellhefter, Büroklammern, selbstklebende Fotoecken, Laminierfolien.

Kleben, pressen, glätten – was ist erlaubt?

Grundsatz: Nur reversible und nicht-invasive Maßnahmen anwenden.

Erlaubt (vorsichtig):

  • Glätten unter leichtem Druck mit Zwischenlage
  • Kleinstreparaturen mit Japanpapier und Weizenstärkekleber
  • Fixierung loser Seiten mit säurefreien Heftklammern (nur bei stabilen Ausgaben)

Nicht empfohlen:

  • Tesafilm, Flüssigkleber, Laminierfolien
  • Pressen mit Gewicht ohne Trennmaterial
  • Umdruck auf neues Papier

Im Zweifel: Rücksprache mit einem Papierrestaurator.

Feuchtigkeit und Licht richtig managen

  • Keine Lagerung in feuchten Räumen (Keller, Dachboden)
  • Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung
  • UV-Schutzfolien für Schauvitrinen oder Fensterbereiche
  • Luftzirkulation gewährleisten – aber keine Zugluft

Kondenswasser, Schimmelsporen und Lichtstress sind Hauptursachen für Substanzverlust.

Verzeichnisführung für große Sammlungen

Eine gute Katalogisierung schützt vor Dubletten und Verlust:

  • Erfassen von Titel, Jahrgang, Ausgabe, Zustand, Besonderheiten
  • Eintrag der Posterbeilage, Leserbriefe oder Themenschwerpunkte
  • Fotodokumentation für besonders seltene Ausgaben
  • Digitaler Index (z. B. Excel, Airtable, Sammlersoftware)

Große Sammlungen profitieren von Standortangabe und Backup-Kopie der Datenbank.

Fehler vermeiden bei der Aufbereitung

  • Niemals laminieren oder mit Sprühkleber fixieren
  • Keine Klebebänder oder selbstklebenden Ecken verwenden
  • Keine Drucker oder Scanner mit Einzug nutzen – Gefahr für Risse
  • Vermeide unsachgemäßes Glätten unter Büchern oder Gewichten
  • Kein Parfümieren, Glanzsprays oder „Aufarbeiten“ mit Haushaltsmitteln

Erhalt vor Optimierung – das ist die Maxime bei historischen Drucksachen.

Quellen:

Österreichische Nationalbibliothek: „Konservierung von Zeitschriftenbeständen“
IADA – Internationale Arbeitsgemeinschaft der Archivare und Restauratoren
Fachstelle Papierrestaurierung, Universität Wien
DFG-Praxisregeln Digitalisierung
Filmarchiv Austria: Sammlungsrichtlinien & Pflegehinweise

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