Kinoprogramme sammeln: Einstieg, Tipps & Wertsteigerung

Das Sammeln von Kinoprogrammen verbindet filmhistorisches Interesse mit haptischer Archivierung und bietet einen attraktiven Einstieg in die Welt der Filmkunstsammlungen. Programme sind kompakt, oft kostengünstig, visuell reizvoll und kulturhistorisch aufschlussreich. Ob man sich für bestimmte Genres, Jahrzehnte, Kinos oder Länder interessiert – der Aufbau einer Sammlung lässt sich systematisch und mit hohem Erkenntniswert betreiben.

Warum Kinoprogramme sammeln?

Kinoprogramme dokumentieren nicht nur das Filmangebot, sondern spiegeln auch Werbestrategien, Zeitgeist, grafische Entwicklungen und lokale Kinokultur. Für Sammler sind sie eine wertvolle Ergänzung zu Plakaten, Tickets oder Filmzeitschriften. Ihre große gestalterische Vielfalt – von handgesetzten Heften der 30er bis zu Farbprogrammen der 80er – macht sie zu ästhetisch reizvollen Objekten mit dokumentarischem Charakter.

Marktplätze und Sammlerbörsen

Kinoprogramme lassen sich über folgende Wege erwerben:

  • Online-Marktplätze: eBay, Hood, Filmundo
  • Auktionshäuser mit Filmabteilungen
  • Flohmärkte, Antiquariate und Archivauflösungen
  • Sammlerbörsen (z. B. Cine Collectors, CineGraph-Tagungen)
  • Spezialisierte Händler und Online-Shops mit Kinomaterialien

Der persönliche Austausch auf Börsen oder in Foren bietet zusätzlich die Möglichkeit, gezielt nach bestimmten Ausgaben zu fragen und Kontakte zu knüpfen.

Worauf beim Kauf achten?

Wichtig ist der Erhaltungszustand: Knicke, Risse, Verfärbungen oder Feuchtigkeitsschäden mindern den Wert. Ebenso relevant ist die Vollständigkeit – fehlen Seiten, Beilagen oder Umschläge, reduziert sich der Sammlerwert deutlich. Auch gelochte oder beschriftete Programme sind weniger begehrt, es sei denn, sie stammen aus einer relevanten Quelle (z. B. Kinoleitung, Filmarchiv).

Preisgestaltung und Wertentwicklung

Die Preise für Kinoprogramme variieren stark. Gängige Programme aus den 70er- oder 80er-Jahren sind bereits ab 1–5 € erhältlich. Seltene Stücke – etwa aus der Weimarer Republik, zu legendären Uraufführungen oder von untergegangenen Kinos – können 30–100 € oder mehr erzielen. Der Sammlerwert steigt mit:

  • Alter und Seltenheit
  • Bezug zu Kultfilmen oder Filmpionieren
  • Gestaltung, Originalität, Format
  • Zustand und Dokumentationswert

Ein stabiler Markt besteht vor allem für Programme zu Klassikern, Festivalaufführungen und frühen DEFA-Produktionen.

Besonders begehrte Ausgaben

Besonders gesucht sind Programme zu:

  • Stummfilmklassikern (Nosferatu, Metropolis)
  • Uraufführungen von Fassbinder, Herzog, Wenders
  • Kultfilmen wie Star Wars, Pulp Fiction, Blade Runner
  • Produktionen mit historischen Bezug (NS-Zeit, DDR-Kino)
  • Sonderprogramme (Jubiläen, Retrospektiven, Festivals)
  • Programme aus Kinos, die heute nicht mehr existieren

Die Kombination aus inhaltlicher Relevanz, gestalterischer Qualität und dokumentarischer Seltenheit entscheidet über das Interesse.

Pflege und Archivierung zu Hause

Kinoprogramme sollten trocken, lichtgeschützt und plan gelagert werden. Ideal sind:

  • Archivmappen oder säurefreie Stehsammler
  • Klarsichthüllen ohne Weichmacher
  • Flache Lagerung mit Trennpapier
  • Vermeidung von Hitze, Feuchtigkeit oder direktem Sonnenlicht

Für langfristige Sammlungen ist auch die Digitalisierung als ergänzende Maßnahme sinnvoll – z. B. zur Katalogisierung oder Sicherung.

Sortierung nach Genre, Jahrzehnt oder Kino

Der Aufbau einer Sammlung kann inhaltlich oder strukturell erfolgen:

  • Chronologisch nach Jahrzehnten
  • Themenspezifisch (z. B. Horror, DEFA, Jugendfilm)
  • Nach Kino oder Verleih
  • Nach Filmregisseur oder -studio
  • Alphabetisch nach Titeln oder Seriennummern

Wichtig ist eine Systematik, die sowohl Auffindbarkeit als auch Erweiterbarkeit erlaubt. Digitale Erfassung über Tabellen oder Sammlersoftware ist empfehlenswert.

Spezialisierung vs. breite Sammlung

Viele Sammler beginnen mit einer thematisch breiten Sammlung und spezialisieren sich später – etwa auf eine Dekade, ein Genre oder bestimmte Verleiher. Andere konzentrieren sich auf ein einziges Kino, eine Region oder ein historisches Zeitfenster. Beides hat seine Berechtigung – entscheidend ist, dass die Sammlung nachvollziehbar kuratiert und dokumentiert wird.

Kinoprogramme verschenken oder tauschen

Tauschringe und Sammlergruppen bieten ideale Möglichkeiten, Dubletten abzugeben oder gezielt nach gesuchten Ausgaben zu fragen. Auch als Geschenk eignen sich Kinoprogramme gut – etwa zu einem Lieblingsfilm, Kinobesuch aus Kindheitstagen oder als Teil eines Themenpakets. In sozialen Netzwerken, Sammlerforen oder auf Plattformen wie Filmportal oder Discord-Gruppen finden sich passende Communities.

Langfristige Sammlungsstrategie entwickeln

Wer langfristig sammelt, sollte:

  • regelmäßig katalogisieren
  • die Lagerung dokumentieren
  • Wunschlisten führen
  • Preise vergleichen und Marktentwicklung beobachten
  • Netzwerke zu anderen Sammlern pflegen
  • rechtzeitig über Nachlassregelung oder Archivabgabe nachdenken

Eine strukturierte Sammlung kann so nicht nur zur persönlichen Freude, sondern auch als kulturelles Zeitarchiv von Bedeutung werden.

Quellen:

Sammlung CineGraph Hamburg
Privatsammlungen dokumentierter Programmhefte (1945–1990)
Interviewreihe „Filmgeschichte sammeln“, Bundesarchiv
Kataloge Filmprogrammarchiv Dresden
BMF-Archiv für Kino- und Werbematerial, Wien

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